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Belvini.de, Vinum und alles über Wein präsentieren den Goldriesling 2008
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DEUTSCHLANDS AUTOCHTONE
REBSORTEN Sächsische Einstiegsdroge 'Der Goldriesling geht ab wie eine
Rakete, wir haben viel zu wenig davon!' sagt Ralf Ropohl, Kellermeister des
ökologisch arbeitenden Weingutes Hoflössnitz in Radebeul. 'Der übersteht die
Saison nicht'
Text: Carsten Henn Genau das, da sind sich alle
Goldriesling-Winzer einig, sollte er auch. Anders ausgedrückt: Die Weine eignen
sich nicht zum Reifen. Der Erfolg der Rebsorte beruht auf zwei
Missverständnissen: Die Traube ist zwar dem Namen nach ein Riesling, hat aber
geschmacklich wenig mit der edlen Rebe gemein.
Text von Carsten
Henn Gekreuzt wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts von Christian Oberlin im
elsässischen Colmar aus Riesling und Courtillier Musqué Précoce. Im klassischen
Sinne ist sie deshalb gar keine autochtone Rebe, doch da sie heute fast
nirgendwo mehr ausserhalb Sachsens angebaut wird, gilt sie nun als heimisches
Gewächs.
Und das ist das zweite Missverständnis. Die Sachsen haben den
Goldriesling als einen der ihren angenommen. Er ist zu ihrem Trollinger
geworden. Und genau wie der steht der Goldriesling häufig in den besten Lagen.
Wo er eigentlich gar nicht hingehört.
Kurzstreckler «Der Goldriesling
ist eine recht anspruchlose Sorte», sagt Ralf Ropohl dazu. «Er hat zwei
Eigenschaften, die ihn ideal für den Anbau in Sachsen machen: er treibt spät
aus, wird aber trotzdem früh reif.» Frostproblematik? Nein, danke! Dies bedeutet
andererseits aber auch, dass er keine 100 Tage von der Blüte zur Vollreife
benötigt das Minimum für edle Sorten. Eine kurze Reifezeit bedeutet weniger
Extrakt und damit weniger Reifepotenzial.
Der Goldriesling ist ein
Kurzstreckenspezialist, am Stock wie im Glas. Um die Verwirrung komplett zu
machen gibt es noch eine andere Rebsorte, die sich mit dem wohlklingenden Namen
Goldriesling schmückt. Auch eine Neuzüchtung, aus Welschriesling und
Müller-Thurgau, vom Österreicher David Schantl kreiert. Sie ist vereinzelt in
der Steiermark zu finden und zu Recht nicht sonderlich bekannt. Das alles ist
den Sachsen herzlich egal.
Sie lieben ihren Goldriesling, der in der
Regel jung und frisch im Stahltank ausgebaut wird, ohne biologischen Säureabbau
denn Säure hat die Traube von Natur aus nicht viel. Dann wird der Wein ganz
schnell vor Ort konsumiert, nur ein bisschen was geht noch nach Berlin. «Wir
produzieren rund 4000 Flaschen davon, 3800 sind schon reserviert », berichtet
Ralf Ropohl stolz.
Von Wespen geliebt Alexander Krah von der
Landesanstalt für Landwirtschaft in Schloss Pillnitz, der die Erhaltungszucht
für die Rebsorte betreut, weiss um den Mann, dem die Sachsen für dieses
Rebgeschenk danken können. «Landwirtschaftsrat Carl Pfeiffer brachte den Weinbau
nach der Reblauskatastrophe in Sachsen wieder nach vorne, seit 1913 auch mit dem
Goldriesling.
Unser Flaggschiff ist heute zwar der Traminer, aber den
Goldriesling darf man nicht unter den Tisch kehren. Er ist ein Stück Geschichte,
allerdings wissen die Winzer auch um die Nachteile. Die Traube reift im August,
dann kommen Niederschläge und Wespen, da fault die Rebe, die Säure wird rasch
niedrig.» Aktuell stehen rund 13 Hektar Goldriesling in Sachsen, das sind
immerhin 3% der Anbaufläche.
«Pro Jahr kommen rund zwei Hektar dazu.»
Zurzeit wird pflanzwilligen Winzern ein Gemisch mit 28 Klonen angeboten, in rund
zehn Jahren will man neue Klone anbieten, die lockerbeerig sind und eine stabile
Säure aufweisen.
Klassiker & Rebell
Der Ungar
Matyas Probocskai ist eine Legende im sächsischen Weinbau, war er doch
lange Jahre Kellermeister auf Schloss Wackerbarth. Er spricht mit ungarischem
Akzent, rollt das «r», hat aber auch sächsische Einsprengsel zu bieten. Man muss
es gehört haben. Auch in seinem Coswiger Weingut gibt es Goldriesling.
«Eigentlich hat bei uns jeder Winzer die Rebsorte im Ertrag, auch weil
sie keine grossen Ansprüche an den Boden stellt. Löss, Lehm, Sand, sie wächst
überall gut. Aber je höher der Ertrag, desto dünner der Wein.» Zwischen 10 und
11% Alkohol liegt sein Goldriesling und gilt als besonders trocken.
«Es
ist ein echter Kneipenwein, den man schoppenweise trinken kann, sehr leicht und
angenehm. Immer etwas kälter als normal servieren!»
Wenn Matyas
Probocskai der Klassiker ist, dann fällt die Rolle des jungen Wilden Karl
Friedrich Aust aus Radebeul zu. Der langhaarige Rebell wohnt in einem
denkmalgeschützte Winzerhaus aus dem 17. Jahrhundert und gibt sich beim
Goldriesling ausnahmsweise konservativ.
«Barrique wäre absolut Blödsinn.
Man sollte die Traube so nehmen wie sie ist.» Der gelernte Steinmetz er
arbeitete am Kölner Dom und der Dresdner Frauenkirche gilt neben «Schloss
Proschwitz» als Spitzenproduzent der seltenen Rebsorte, seine 500 Flaschen
jährlich teilt er zu.
Das Weingut Steffen Loose in Niederau gilt aktuell
als Geheimtipp mit besonders gutem Preis-Genuss-Verhältnis. Klimatisch geniale
Zeit «Es ist eine einfache Rebsorte, aber man sollte sich über die Einfachheit
freuen», ist Austs Credo. In der Einfachheit liegt aber auch ein Risiko. «Da er
sich so gut verkauft, und im Keller so anspruchslos ist, gibt sich kaum jemand
grosse Mühe mit ihm.»
Aust plädiert für eine Lese vor der
physiologischen Reife, weil der Goldriesling anfällig für Krankheiten wie
Botrytis ist. «Leichter grüner Apfel und Zitrusnoten sind nicht verkehrt für den
Wein. Wir sind gerade klimatisch in der genialsten Zeit um Traminer und
Goldriesling herzustellen. Beide haben eine grosse Laubwand, aber da wir kalte
Nächte haben, verdunstet die Säure nicht und unsere Weine erhalten sich
eine angenehme Frische.»
Pfarrer Kneipps Freude Dass der
Goldriesling immer so schnell ausgetrunken ist, würde Pfarrer Kneipp freuen,
denn der empfahl ihn als Getränk zu seinen Kuren. Wer heute jedoch in den Genuss
eines Weines der Traube kommen will, die auch als Goldmuskat, Gelbriesling oder
Franzosentraube bekannt ist, der muss sich beeilen. Da die Winzer mit ihrem
weissen «Primeur» rasch ausverkauft sind, lohnt es sich, bei engagierten
Weinhändlern vorbeizuschauen.
Christoph Gönner von der Dresdner
Weinhandlung Belvini.de hat es sich auf die Fahnen geschrieben, jeden
sächsischen Goldriesling zu führen «Er ist eine wunderbare Einstiegsdroge für
sächsischen Wein.»
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